Freitag, 29. März 2013

Liebe und Sex- Nur im Zweierpack?

Ich nehme mal stark an, dies hier ist ein heikles Thema, für jeden von uns, und ich finde es schwer, die richtigen Worte dafür zu finden.
Ich habe mal ein Mädchen getroffen, das mir ihr Herz darüber ausschüttete, wie das momentan bei ihr mit der Liebe ist. Da ist dieser Junge, in den sie seit gefühlten Jahren verliebt ist, aber das ganze ist unheimlich kompliziert. Mr X redet davon, dass er sie liebt, und mehr will, als nur zu kuscheln. Das merkwürdige an der ganzen Sache ist ja, dass die beiden überhaupt nicht zusammen sind. Er meint, eine Beziehung könne er sich nicht vorstellen, eher "das Gegenteil", was auch immer das zu bedeuten hat.
Ich habe dieses Thema schon immer skeptisch betrachtet. Eine feste Beziehung kommt für mich schon allein deshalb nur bedingt in Frage, weil es doch jedes Mal wieder in einer Katastrophe endet und man mit einem blutenden Herz und einer zerrissenen Seele aus der Liebesachterbahn aussteigt. Wer hat der Liebe eigentlich erlaubt, so einen gewaltigen Blödsinn anzurichten? Wer ist dafür verantwortlich, dass so oft und so viel kaputt geht?
Betrachten wir das ganze mal aus der Sichtweise eines Teenagers.
Man ist verliebt, schwebt im siebten Himmel, wenn Mr X vorbeigeht und die Gedanken und unwillkürlich, oftmals heimlich zu ihm wandern. Das Herz pocht bis zum Zerspringen, die rote Farbe schießt ins Gesicht, der Boden ist unmittelbar erreichbar, nur das Loch natürlich nicht, in dem man zu versinken wünscht. Ich vermute, so ziemlich jeder kennt dieses Gefühl, das die Betroffenen mal unheimlich glücklich, mal unheimlich niedergeschlagen stimmt. Dann können wir verschiedene Richtungen einschlagen, manche davon kommen auch, ohne dass wir fähig sind, sie zu kontrollieren, bzw zu beeinflussen.
1. Die unerwiderte Liebe. Tja. Das heißt es wohl nur Einstecken und damit leben. Kann man nichts machen. Schade, dass es kein Heilmittel gegen das Verliebtsein gibt. Ich nehme an, so etwas ist ziemlich schmerzhaft.
2. Und hierbei wird es schon etwas komplexer: Der Partner erwidert die Gefühle und lässt sich auf eine Beziehung mit dem Anderen ein. Wie geht es jetzt weiter? Das Ganze könnte dramatisch enden, wenn beispielsweise die Bedürfnisse des einen nicht erfüllt werden. Das muss nicht einmal unbedingt Sex bedeuten, vielleicht kommen die beiden Wesen von ihrer Person nicht miteinander klar, vielleicht können die jeweiligen Charaktere einfach nicht miteinander übereinkommen. Gehen wir vom Schlimmsten aus (ich muss zugeben, dass ich das meistens mache): Das Ganze endet in einer blutigen Tragödie, weil man betrogen wurde, oder nicht so akzeptiert wird, wie man es gerne hätte, oder der Partner vielleicht nicht warten kann, bis der andere zum Sex oder zu anderen Dingen bereit ist. Krachabum. Ich finde ja die Marzipanherzenmetapher aus Kerstin Giers Edelsteintrilogie sehr amüsant, und in gewisser Weise auch zutreffend. Aber so oder so Ähnlich läuft das Ganze ab.
3. Hier nimmt die Sache eine drastische Änderung an. Verliebtes Mädchen und Mr X fangen weder eine Beziehung noch sonst irgendeine feste Bindung an, sondern leben in der Leidenschaft, im Moment des Seins, im Zauber des Augenblicks, denn beide wissen, dass etwas anderes soviel kaputt machen könnte! Vielleicht ist keine Liebe im Spiel, vielleicht nicht einmal das allseits bekannte Gefühl des Verliebtseins. Man fühlt sich frei, ungebunden, und hat trotzdem ein Stückweit Teil an der Welt der Leidenschaft und der Lust.
Und dann sagt einem Mr X, dass er einen anderen Weg einschlagen will.
Was ist wohl schlimmer. Sich an jemanden zu binden und dann verlassen zu werden, aus welchen Gründen auch immer, oder mit jemandem einfach nur Spaß zu haben, sich von der Welt wunderschöne Augenblicke schenken zu lassen und dem dann irgendwann ein jähes Ende zu setzen?
Für mich ist die Antwort nach wie vor glasklar. Was ich jedoch nicht bedacht habe bei meinen ach so schlauen Überlegungen- was, wenn eine der Betroffenen verliebt ist? Und zwar bis zum Umfallen, unsterblich verliebt? Ist es dann wirklich so einfach, der Ganzen Sache den Rücken zu kehren, oder sich vielleicht auf Möglichkeit Nummer 3 zu beschränken? Verliebtes Mädchen schien mir in einer aussichtslosen Situation zu sein, als ich mit ihr über diese Zwickmühle sprach. Ich selbst war der festen Meinung, sie solle alles um sich herum vergessen, entweder den vernünftigen Weg wählen, und Mr X ein für alle Mal den Rücken kehren, oder sich in das Abenteuer stürzen und von vorne rein im Klaren darüber sein, dass mehr als ein paar leidenschaftliche Nächte nicht in Aussicht stünden.
Aber wie sehr können wir uns der Vernunft beugen, wenn wir eigentlich sozusagen permanent stoned sind- denn das ist es, was dieses meiner Meinung nach ziemlich ätzende Gefühl des Verliebtseins mit uns anstellt: wir fühlen uns federleicht und dann wieder tonnenschwer. Unser Herz ist am rotieren, unsere Gedanken brennen mit unseren Gefühlen durch, das klare Denken fällt uns schwer. Was ist richtig und was ist falsch?
Dürfen wir uns der Leidenschaft hingeben und die Richtlinien der wahren Liebe für eine Weile vergessen, weil wir wissen, dass sie bloß Schmerz und Leid einbringen?
Ich weiß, eure Meinungen sind da geteilt, aber Verliebtes Mädchen beispielsweise hat sich in einem trunkenen Zustand die Initialien ihres Mr X´ auf die Arme geritzt. Und ich persönlich kann das ein Stück weit nachvollziehen. Ist es irgendein Mensch wert, dass wir wegen ihm so sehr von der Liebe, oder zumindest von der Illusion der Liebe zerfressen werden und derartige Schmerzen erleiden?
Nicht mal auf die eine Seite des Geschlechts bezogen- Verliebtes Mädchen könnte genauso gut Verliebter Junge sein. Sie könnte auch von mir erfunden sein, trotzdem verliert der Sachverhalt dadurch nicht an Wahrheit und bitterer Realität.
Wer sind wir, dass wir diesen Kampf kämpfen müssen, Entscheidung um Entscheidung treffen und trotzdem niemals am Ziel ankommen, weil das Leben und die Liebe ein einziges Schlachtfeld sind?
Wer sind wir, dass unser Herz nicht das tut, was unser Verstand sagt?
Wer sind wir, dass die Liebe, das Verliebtsein, die Illusion von Liebe einen so gigantischen Teil und Raum unseres Leben einnimmt - und unser Herz mit Narben übersät?




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