Mittwoch, 19. Februar 2014

Zeitsplitter - die Jägerin [Rezension]






Autor: Christin Terrill
Genre: Dystopie
Preis: 14.99
Verlag: Boje
Seiten: 332



Handlung

Em lebt im Hier und Jetzt. Seit Jahren immer wieder auf der Flucht, ständig eingesperrt, nur ein einziges Ziel, eine einzige Mission: sie will sich selbst das Leben ersparen, das sie und Finn jetzt haben.
Marina lebt im Hier und Jetzt. Sie ist glücklich, beliebt und sie ist in ihren besten Freund verliebt, der auf dem Weg ist, ein erfolgreicher Wissenschaftler zu werden. Aber Marina weiß nicht, dass dies ihre und die Zukunft all ihrer Liebsten zerstören wird.
Nur Em weiß es.
Das Problem ist bloß- Em und Marina sind ein und die selbe Person.

Um ihre jüngeren Ichs zu retten, müssen Finn und Em denjenigen beseitigen, der für alles verantwortlich ist:
Ihren besten Freund und den Menschen, den Marina über alles liebt. Em glaubt, längst keine Gefühle mehr für James zu haben, aber auch als sie in die Vergangenheit reist, um ihn zu töten, merkt sie bald, dass nicht nur Marina ihr Herz an ihn verschenkt hat ...


Meine Eindrücke


Als mir die liebe Verkäuferin in unserer kleinen Buchhandlung dieses Buch plötzlich in die Hand drückte, war ich eher wegen der netten Geste begeistert, nicht etwa wegen des Buches. Das Cover sprach mich nicht besonders an, außerdem hatte ich einen riesigen SuB vor mir, der endlich kleiner werden wollte. Als ich einen Büchertausch mit jemandem einging und zufällig dieses Buch von ihrer Wunschliste hatte, war ich eigentlich ganz froh. Ich beschloss, es noch rasch zu lesen und es dann wegzuschicken. Ich weiß nicht, was ich mehr bereue: es so schnell gelesen zu haben, oder überhaupt auf den Tausch eingegangen zu sein. Für mich ist es das Buch, das ich seit langem wirklich gebraucht habe, um wieder etwas Fluss in mein stockendes Bücherliebesleben zu bringen!

Die ersten Seiten waren so verwirrend, wie ich es nach dem Lesen des Klappentextes erwartet hatte. Zeitsplitter ist eines dieser Bücher, die man nur versteht, wenn man sich in den Bann der Geschichte hineinziehen lässt und sie kontinuierlich in sich aufnimmt. Wer schon einmal Inception gesehen hat, wird verstehen, wovon ich rede: Am Anfang könnten genauso gut chinesische Zeichen auf dem Papier stehen, man durchschaut die Zusammenhänge doch nicht. Aber nach und nach lichtet sich der Vorhang und es werden einem immer mehr Dinge klar. Das hat mir an diesem Buch sehr gut gefallen: Es gab immer ein paar Lücken im Gesamtbild, die erst im Laufe des Buches gefüllt wurden. So hielt sich die Spannung von Anfang an aufrecht und machte es dem Leser fast unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen. Durch diese zerstückelte, verwirrende Struktur wurde eine wirklich atemberaubende, mitreißende Stimmung erzeugt, und vermischt mit dem sehr flüssigen und leicht lesbarem Schreibstil fand ich mich schon bald in einer Geschichte voller Abenteuer und Gefahr wieder.

Was mich besonders fasziniert hat, was das Thema Zeit, das im Buch ja eine wesentliche Rolle spielt. Die Theorie, das eine vierte Dimension existiert, in die man quasi gebeamt wird, sodass man sich in der Vergangenheit befindet, wird auf eine so komplexe und gleichzeitig überzeugende Art erklärt, dass man beinahe anfängt, an eine Möglichkeit der Zeitreise zu glauben. Diese Paradoxie, die Tatsache, dass es theoretisch und praktisch realisierbar wäre, sich in einer Zeit mit einer jüngeren Version seiner selbst zu befinden - das hat mich von vorne rein gepackt und ich finde die Autorin hat diese Komplexität und die verworrene Art zu denken, die sich beim Lesen automatisch einschaltet um die Geschichte zu verstehen, wundervoll zusammengesetzt.
Das Ende ist mir -wie vermutlich einigen- noch immer nicht ganz klar und ich kann es nicht erwarten, die Fortsetzung zu lesen, um endlich zu verstehen, was am Schluss nicht ganz klar wird.

Em, die ja eine ältere und reifere Form von Marina, also sich selbst darstellt, konnte mich von Beginn an gewinnen. Mit ihrer recht widerspenstigen Art ihren Peinigern gegenüber und der wilden Entschlossenheit den Menschen der vergangenen Jahre eine bessere Zukunft zu ermöglichen, gab sie die perfekte Protagonistin für ein solches Buch ab. Sie ist weder zu makellos und mutig, noch zu verängstigt oder resigniert. Als ein Mensch mit Fehlern und dem Bedürfnis, ein anderes Leben zu führen, und auch anderen zu diesem verhelfen zu wollen, lässt sie sich besser nachvollziehen als einige andere "Buchheldinnen", von denen ich gelesen habe. Bemerkenswert ist die Tatsache, wie Em angesichts ihrer sehr kindlichen, egoistischen und oberflächlichen, damaligen Persönlichkeit gereift ist, aus welchen Fehlern sie gelernt hat und dass sie trotz der schlimmen Erfahrungen, die ihr das Leben auf der Flucht beschert hat, noch immer zu herzensgut ist, um den jenigen zu ermorden, der ihr das alles angetan hat. Innerhalb dieser vier Jahre, die zwischen Marina und Em liegen und in den Jahren, in denen Em unermüdlich versucht, sich die Freiheit zu erkämpfen, passiert sehr viel, von dem der Leser nichts erfährt, und was sich zwischen den Seiten der Geschichte dennoch wiedererkennen lässt: in Ems Stärke, ihrem Kampfgeist, ihrer Unnachgiebigkeit, ihrer Beziehung zu Finn ... Auch Finn hat mich sehr beeindruckt. Es war sehr interessant zu lesen, wie die beiden in der Vergangenheit zueinander standen und wie sie es in der anfänglich beschriebenen Gegenwartssituation tun. Finn war mir sehr sympathisch; er ist ein Junge, der mutig und entschlossen genug ist, sich großen Gefahren auszusetzen, um etwas zu bewirken. Ich mochte es, wie er selbst in den härtesten Situationen eine humorvolle Seite herauskehren und Em dazu bringen konnte, nicht die Hoffnung zu verlieren.
James trat im Buch ebenso zweiseitig auf, wie die beiden anderen: in der Vergangenheit, sowie in der Zukunft. Einerseits wird er als sehr charmant, freundlich, intelligent und treu beschrieben, andererseits aber auch als berechnend, kalt und egoistisch. Hierbei wird sehr deutlich klar, wie sehr die Zeit, selbst eine Spanne von nur 4 Jahren, einen Menschen verändern kann und wie schnell sich die dunkle Seite  in einem herauszukehren vermag. James hat mich sehr verwirrt. Auch die Konfrontation seiner beiden Ichs beschäftige mich während dem Lesen sehr.

Das Cover war, wie bereits erwähnt, nicht besonders aufmerksamkeitserweckend, aber nachdem ich das Buch beendet habe, verstehe ich es besser: Die beiden Gesichter, die sich zwar identisch sind, aber spiegelverkehrt und umgekehrt sind, symbolisieren für mich persönlich den Zwiespalt und die Paradoxie der Zeit, mit denen Em immer wieder konfrontiert wird und die beiden Marinas, die in der Geschichte aufeinander stoßen.  

Fazit

Ein wirklich mitreißendes, spannendes Abenteuer, das ich aufgrund seines tollen Schreibstils, den vielfältigen Charakteren und dem atemberaubenden Handlungsverlauf regelrecht verschlungen habe. Ich bin sehr froh, dass es eine Fortsetzung des Buches gibt, denn die Geschichte hat definitiv potential, sich zu einer wirklich lohnenswerten, packenden Trilogie zu entwickeln.
Unbedingt lesen!


Alles Liebe
JojooFairy

2 Kommentare:

  1. Hallöchen =)
    Ich fand das Buch auch wirklich toll! Eine schöne Rezi.

    Außerdem habe ich Dich getagged und würde mich freuen, mal durch Dein Bücherregal zu stöbern. ;-)

    http://katiesfanstasticdystopia.blogspot.de/2014/02/tag-schnitzeljagd-durchs-bucherregal.html

    Schau doch mal vorbei! ^_^

    Liebe Grüße
    Katie♥

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  2. Hallo JojooFairy,
    ich bin zufällig auf deinen Blog gestoßen und habe etwas gestöbert.
    Auch ich habe das Buch gelesen und muss gestehen, dass ich etwas gebraucht habe,
    bis ich mich der Story hingeben konnte und wirklich gefesselt war.
    Zu James konnte ich keinen wirklichen Bezug herstellen. Für mich blieb er einfach unnahbar.
    Aber wie bei dir war Finn, der mit seiner Geduld, seinem Witz und seinem Handeln bei mir punkten konnte.
    Tolle Rezi und ein sehr schöner Blog, dem ich gern folgen mag.
    Liebe Grüße,
    Hibi

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